Am Dienstag (10.01.23) fand im Berlin ein Treffen aus Regierungsvertretern, den Bossen der Automobil- und Zulieferindustrie, führenden Betriebsräten, und einigen Leuten aus der wirtschafts- und autofreundlichen Wissenschaft statt. Dabei ging es weder um die Frage der Zukunftsmobilität, einer Mobilität für alle, noch um ökologische Fragen. Es ging ausschließlich darum, wie die Zukunft des Autos aussehen soll. Allgemein wurde gefordert, die Infrastruktur für E-Autos auf Staatskosten auszubauen. Gleichzeitig solle die Bundesregierung sicherstellen, dass die deutsche Automobilindustrie genug Computerchips bekommt. So soll ja allein die Intel Ansiedlung in der Magdeburger Börde, mit sagenhaften 6,8 Milliarden Euro „unterstützt“ werden. Ähnlich wie bei dem Wolfsburger soll das neue Werk auf Ackerboden gebaut werden. Einerseits wird prognostiziert, dass wir aufgrund des veränderten Klimas große Probleme in der Nahrungsmittelerzeugung bekommen, andererseits wird immer mehr Ackerboden bebaut. Und das mit einer Bodenversiegelung in der Größe von über 500 Fußballfeldern. Versiegelung bedeutet dabei immer Abtötung. Das müssen wir uns dabei immer klar machen. Boden, der versiegelt wird, enthält kein Leben mehr und wird auch auf lange Sicht jede Fruchtbarkeit verlieren. Als wenn Magdeburg nicht genug alte Industriebrachen hätte. Aber die Entseuchung alter Industrieflächen ist halt teurer als Ackerboden. Eine Kritik der immer weiter ausufernden Technik in den Fahrzeugen, fand logischer weise auch nicht statt. Dabei bekommen die meisten Automobilkonzerne die ganze angestrebte Digitalisierung gar nicht richtig in den Griff. Das Management erträumt sich „selbstfahrende Holodecks“ für den gehobenen Mittelstand und versteht nicht, warum die Ingenieur*innen „so lange“ dafür brauchen.
Der ebenfalls eingeladene Vorsitzende der IG Metall Jörg Hoffmann stößt leider in das gleiche Horn. Er positioniert sich in erster Linie als Lobbyist der deutschen Automobilindustrie. Im viel zitierten Interview des Deutschlandfunks meint Hoffmann, er sähe „die Alternative (zum Auto) nicht“. So propagiert er, der Staat sei die Bremse beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Es müsse angeblich mehr Geld investiert werden. Der Staat soll Geld ausgeben, damit die Aktionäre hinterher die Gewinne in ihre überfüllten Taschen schaufeln können. Gleichzeitig bemängelt der Kollege Hoffmann, die Genehmigungsverfahren seien viel zu umständlich. Hier würde ich ihm sogar in Teilen recht geben. Sicherlich ist in der Bundesrepublik vieles absolut überreguliert, aber gerade für die großen Konzerne wird im Normalfall alles möglich gemacht. Egal ob RWE ganze Dörfer enteignet und abbaggert, oder Tesla schon mal ohne Genehmigung anfängt zu bauen. Auch Intel wird der eh schon oftmals unbefahrbaren Elbe, Millionen Kubikmeter Wasser für seine Produktion entnehmen. Dabei ist die Region von absoluter Trockenheit bedroht. Gardelegen war 2022 der niederschlagsärmste Ort in ganz Deutschland. Es ist mehr als traurig, dass Jörg Hoffmann und die IG Metall an sich, hier so einfältig denkt und handelt. Er fände es sogar unhöflich, die Regierung dafür zu kritisieren, dass weder die Fahrrad-, noch die Zugindustrie eingeladen waren. Dabei ist er ja auch für die zuständig. Nicht mal einen aufrechten Gang hält er für möglich/nötig. Ich traue mich gar nicht darüber nachzudenken, für wie „unhöflich“ er wohl sonst unsere berechtigten Forderungen hält. Ob er sie wohl vorbringt?
Lasst uns Straßenbahnen bauen!
Es sind noch dicke Bretter zu bohren, auf dem Weg zu einer CO2 neutralen Gesellschaft. Als Arbeiter der Automobilindustrie freue ich mich aber ungemein, dass mittlerweile nicht nur die Klimaktivistinnen der Amsel 44, sondern auch Teile der Redaktion der BZ sich trauen, dass „undenkbare“ zu fordern (BZ 14.01.23). Das die Rechnung des E-Autos als Null – Emissionsfahrzeug eine Lüge ist hat sogar Herbert Diess immer ohne großes Nachbohren zugegeben. War ihm aber egal, solange die Politik die Menschen dazu bringt, sich E-Autos zu kaufen. Er wollte 46 Millionen neue Autos verkaufen. Ökologisch sinnvoll sind sie nicht. Doch solange wir beispielsweise zwischen Celle und Braunschweig, weder eine Bus-, noch eine Bahnverbindung haben müssen wir wohl weiterhin viele Strecken mit dem Auto fahren. Die Kolleginnen aus dem Logistikzentrum in Harvesse wissen ein Lied davon zu singen. Natürlich wäre es mehr als sinnvoll wenn auf der B 214 langfristig eine Straßenbahn fahren würde. Ich bin mir absolut sicher, dass Autos mit Gifhorner , Peiner oder Celler Kennzeichen, in 10-15 Jahren keine Einfahrgenehmigung für die
Stadt Braunschweig mehr erhalten. Überlegungen für Parkplätze am Stadtrand gibt es ja schon. Doch es ist dieses kleinräumige, provinzielle Denken, dass eine echte Verkehrswende scheitern lässt. Wozu soll ich denn aus Didderse erst mit dem Auto bis an den Stadtrand fahren, wenn ich dann in den Bus umsteigen „muss“. Da wäre es doch wesentlich sinnvoller wirklich großflächig zu planen. Wichtig ist, sich an den Bedürfnissen der Menschen zu orientieren und nicht anhand von Stadt- oder Kreisgrenzen.
Wenn wir in 20 Jahren feststellen, dass die Sache mit den E-Autos Selbstbetrug war, haben wir Ressourcen zum Fenster rausgeschmissen und die Menschen in der Automobilindustrie stehen dann tatsächlich vor dem „Nichts“. Volkswagen scheint das zu begreifen und plant schon einmal Autos für eine Welt a la Mad Max. (BZ 13.01.23)
Es wäre schön, wenn das Land und meine Gewerkschaft, jetzt darauf drängen würden, dass wir bei VW die Produktion umstellen, anstatt weiterhin auf ein totes Pferd zu setzen.
Damit der Planet und die Region eine Zukunft hat.