(Wolfsburg, 26. Mai 2023) Die Repressionswelle gegen die Klimabewegung geht weiter. Am Donnerstag hat die Polizei in Wolfsburg das Offene Projekthaus Amsel 44 durchsucht.
Laut einer Nachfrage der Lokalpresse bei der Polizei Wolfsburg begründet sich die Maßnahme auf Ermittlungenverfahren wegen mutmaßlicher Graffitis in Wolfsburg und die Nutzung eines VW-Logos auf einem Flyer.
Ein*e Aktivist*in aus dem Projekthauses Amsel 44, sagt: “Solch grundrechtsverletzende und unverhältnismäßige Maßnahmen wegen Lappalien zeigen ganz klar, dass es nicht um Strafverfolgung, sondern um gezielte Ausschnüffelung, Ausforschung und Einschüchterung von Klimainitiativen geht.”
Seit fast einem Jahr organisieren Aktivist*innen in und um Wolfsburg eine spektakuläre Kampagne rund um Wolfsburg und VW mit dem Ziel, Wolfsburg zu einer Verkehrswendestadt umzubauen und das Volkswagen-Stammwerk zu einem gemeinwohlorientierten Kollektivbetrieb umzubauen, in dem Straßenbahnen produziert werden. Das ist dem wirtschaftlich-staatlichen Komplex offenbar ein Dorn im Auge.
Bereits in der Vergangenheit haben sich Polizei und Justiz bei der Durchsetzung des Gewaltmonopols Volkswagens im Kampf gegen Klima- und Verkehrswende-Aktivist*innen einen Namen gemacht: Illegale Beschlagnahme von Kamera-Equipment von Journalist*innen, Verbote von Versammlungen, Einleitung von Strafverfahren wegen kleinster Nichtigkeiten…
“Der Volkswagen-Konzern dominiert die Region Südostniedersachsen, die Stadt Wolfsburg fungiert als Bettvorleger des Konzerns, Polizei und Justiz agieren – wie man an der Durchsuchung sieht – als verlängerter Arm des Autoherstellers. Diese Aktion zeigt wieder wie wichtig es ist, den Filz zwischen Staatsanwaltschaft, Polizei und Volkswagen zu entflechten, die momentan einer mafiösen Struktur näher kommen als einem demokratischen Staatsapparat”, so eine Stimme aus dem Projekthaus.
Die Hausdurchsuchung reiht sich in die unverhältnismäßigen Repressionen der letzten Wochen ein. “Klimaaktivisten – angeführt von der moralischen Stimme junger Menschen – haben ihre Ziele auch in den dunkelsten Tagen weiter verfolgt. Sie müssen geschützt werden und wir brauchen sie jetzt mehr denn je«, sagte der Sprecher von Uno-Generalsekretär António Guterres, Stephane Dujarric, in New York angesichts der Versuche des deutschen Staates, Umweltschutzorganisationen zu kriminalisieren.
In diesen Tagen lässt VW in der örtlichen Presse sein 85jähriges Jubiläum feiern. Staat und Stadt feiern auf ihre Art mit: Gestern, 25.5., morgens gegen 10.30 Uhr – 3 Polizeiwannen und eine Polizei-Auto vor Amsel44. Ich komme zufällig mit dem Fahrrad vorbei und werde rüde mit der Bemerkung fortgejagt, wenn ich nicht sofort verschwinde, dann bringe man mich zur Polizeiwache. Eben ihre Art, das Jubiläum zu feiern.