Motivierend, hoffungsgebend und aktivierend. Rund 100 Menschen kamen am Mittwochabend, den 29.03. beim Diskussionsabend im Haus der Jugend zusammen. Der Titel des Abends war “VW steht für VerkehrsWende”, um gemeinsam über die Zukunft von VW zu sprechen. Das Publikum war ein bunter Mix aus Aktiven der Zivilgesellschaft wie VCD, ADFC, FFF, Falken, Grüne Jugend sowie Gewerkschafter*innen, VW Arbeiter*innen und Bürger*innen der Stadt. Ein paar Stimmen zum gestrigen Abend geben einen Einblick:
Katja Diehl, Mobilitätsexpertin, Bestseller-Autorin und Impulsgeberin am Abend: “Wie erhofft war das Beste an diesem kraftvollen, wertschätzenden, aber deutlichen Abend die Begegnung mit Mitarbeitenden von Volkswagen, die so viel weiter sind als das eigene Management und die in efuels rührende Bundespolitik. Klar wurde adressiert, dass es bereits Teil gewerkschaftlicher Arbeit sei, Volkswagen eben nicht neu zu denken, sondern die Produkte, die sie bauen, dem Lösungsportfolio einer sozial und klimagerechten Mobilität anzupassen. Und das sind eben Busse und Bahnen und nicht private riesige Pkw.”
Torsten Bleibaum, VW-Arbeiter am Kraftwerk aus Wolfsburg und Mitwirkender am Wolfsburger Verkehrswendeplan von unten: “Der Abend hat gehalten, was er versprochen hat. Katja Diehl hat in einem empathischen Vortrag sehr eindrücklich die Irrwege der aktuellen Verkehrspolitik aufgezeigt und die Beschlüsse des Koalitionsausschusses scharf kritisiert. Wer gestern dabei war, beginnt spätestens jetzt sein bzw. ihr Mobilitätsverhalten an die kritische Umweltsituation anzupassen. Es ist nie zu spät, in den Widerstand zu gehen. Sich an dieses Thema kleben ist jetzt wichtig. Und Tobi Rosswog hat darauf hingewiesen, dass all das auch hier in Wolfsburg umgesetzt werden kann. VerkehrsWende ist auch in Wolfsburg möglich. Gerade hier hat das eine große Symbolwirkung.”
Stephanie Ristig-Bresser, ehemalige Mitarbeiterin bei VW im Bereich Kultursponsoring und später CSR-Kommunikation: “Mich hat der gestrige Talk aufgewühlt und mir sehr klar gemacht: Gerade jetzt angesichts dieses fragwürdigen Entschlusspapiers der Bundesregierung. Wir müssen ganz entschieden für eine Verkehrswende einstehen, weil sie sonst ausgesessen und verhindert wird. Lasst uns dafür zusammenschließen!”
Vito Brullo, Sprecher der Grünen Jugend und Moderator des Abends: “Um die Verkehrswende zu schaffen, brauchen wir möglichst viele Menschen, die gemeinsam Druck von unten auf die Verantwortlichen machen. Deshalb sind Veranstaltungen wie diese sehr wichtig, um vielen Leuten Argumente zur Notwendigkeit und den Vorteilen der Verkehrswende mitzugeben, damit wir gemeinsam die nötigen Mehrheiten organisieren können!”
Frank Rauschenbach, ehemaliger Geschäftsführer des Hallenbads Wolfsburg: “Der Abend war sehr informativ und hoffnungsvoll auch in Wolfsburg die Verkehrswende weiterzuentwickeln. Am 20. April wird der motivierende Film “Der laute Frühling” im Hallenbad gezeigt, wo die Filmemacherin Johanna Schellhagen gemeinsam mit Tobi Rosswog zur Diskussion einlädt. Da werden wir auch so viele werden”
Ilona Klein, Mitorganisatorin der kidical mass und Sozialarbeiterin: “Wir wollen, dass sich Kinder sicher und selbstständig mit dem Fahrrad in unseren Städten bewegen können. 2021 verunglückten in deutschen Städten 22.300 Kinder im Straßenverkehr. Das Ziel muss null sein! Laut Statistik des Bundesverkehrsministerium werden mittlerweile 43 Prozent der Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht. Immer weniger Kinder können sicher Radfahren. Die eigenständige Mobilität ist enorm wichtig für die kindliche Entwicklung, sie fördert Bewegung, Selbstbewusstsein und das soziale Miteinander. Wir wollen, dass die Stadt Wolfsburg und die Verkehrspolitik aufwacht und die Bedürfnisse der nächsten Generation im Verkehr ernst nimmt. Dazu startet die erste Kidical Mass in Wolfsburg am 07.05.2023 um 15.00 Uhr in der Poststraße.”
Dr. Monika Siegfanz, VW-Arbeiterin aus der Patentabteilung: “
Toll zu sehen, wieviele Menschen sich von der Vision “VW steht für Verkehrswende” angesprochen fühlen. Trotz schlechten Wetters war die Bude richtig voll. Am beeindruckendsten fand ich die Animationen, die während der Veranstaltung im Hintergrund liefen. Darin wurden die Möglichkeiten von Veränderung des öffentlichen Raums in Städten mit viel Grün und Platz zum Leben und zum Spielen anfassbar. Für mich ist die Vision mit der Volkswagen angetreten ist, nämlich Freiheit und Selbstbestimmung durch bezahlbare Mobilität für alle zu ermöglichen, mega stark. In den 50iger Jahren stand der VW Käfer genau dafür. Wenn ich an Freiheit und Selbstbestimmung in der Mobilität heute denke, im Zeichen von Klimawandel und Artensterben, Lärmbelastung, aber auch Feinstaub und Mikroplastik durch Reifen- und Bremsabrieb in der Luft, dann muss die Lösung ganz anders aussehen, nämlich aus einer Kombination von Verkehrsträgern, von zu Fuss gehen, Fahrrad, Bahnen und kleinen, leichten E-Autos. Mit dieser Kombination, durch Mobilitäts-Apps unterstützt, kann ich mich als selbstbestimmte Pilotin meines eigenen mobilen Lebens erleben. Dagegen haben für mich die Entwicklungen von automatisch fahrenden Fahrzeugen, in denen ich nur noch Passagierin bin, und deren Kameras Daten zu Menschen und Fahrzeugen im Umfeld an zentrale Datenbanken schicken sollen, um sicher fahren können, aber eben für ganze andere Zwecke der Kontrolle und Überwachung missbraucht werden können, nichts mehr mit Freiheit und Selbstbestimmung zu tun. “VW steht für Verkehrswende” das könnte der Slogan einer echten Love-Brand werden, bei der Menschen mit Herz und Verstand die Mobilität für morgen bauen, auch gerne Straßenbahnen, und Arbeitsplätze sichern.”
Axel Hake, Naturschutzreferent vom Deutschen Alpenverein und Letzte Generation: “Inspirierend, eine schöne große bunte Vision, unterlegt mit Bildern, wie lebensfreundlich eine Welt mit viel viel weniger individuellem Autoverkehr sein könnte.”
Helmut Dirks, VW-Arbeiter bei IT City: “Das war ein sehr bewegender Abend: Die Veranstaltung war sehr gut besucht und es mussten noch Stühle herbeigeschafft werden. Das Interesse an dem Thema Verkehrswende scheint groß zu sein. Zur Einstimmung lief im Hintergrund eine beeindruckende Animation in der dargestellt wurde, wie schön und lebenswert eine Stadt ohne Autos, Straßenschilder und Fahrbahnmarkierungen, statt dessen aber mit Bäumen, Grünflächen und Menschen im öffentlichen Raum aussehen könnte. Unser Blick ist so sehr an die aktuellen Gegebenheiten gewöhnt, dass uns die aktuelle Situation gar nicht mehr auffällt. Wir akzeptieren die Zerstörung unseres Lebensraumes durch den Autoverkehr. Katja Diehl hat gleich zu Beginn ihres Vortrags mit den ersten Sätzen die Situation auf den Punkt gebracht: Uns bleiben laut dem aktuellen Klimabericht nur noch etwa 6 Jahre, um eine Klimaneutralität zu erreichen. Schaffen wir dies nicht, reißen wir die 1,5 Grad-Grenze noch in 2030 – 2035. Es geht um die Vermeidung eines globalen Desasters. Und was macht die Regierung? Der Koalitionsausschuss verabschiedet eine Vereinbarung, in der massive Erweiterungen von 144 Autobahnen ohne Klimaprüfung vorgesehen sind. Außerdem wird der Verkehrsminister von der Pflicht entbunden, in seinem Bereich die Emissionziele einzuhalten. Unsere Regierung macht genau das das Gegenteil von dem, was gemacht werden müsste. In ihrem weiteren Vortrag ging sie noch auf die Situation der Kindern ein, deren Bewegungsraum in den Städten durch auf den Gehsteig geparkten SUVs eingeschränkt wird. Die Situation auf dem Land sei auch nicht besser: Keine Infrastruktur und kein ausreichender ÖPNV. Energie- und ressourcenfressende Individualmobilität hat keine Zukunft. Die gesamte Situation schreit nach Veränderung. Tobi Rosswog setzte dann mit seinem Vortrag eine positive Vision vom Widerstand entgegen. Mit kreativen Ideen soll der Verkehrsraum autofrei gemacht werden und von Menschen zurückerobert werden: Von spielenden Kindern, von Menschen, die sich auf den freien Flächen begegnen können. Er berichtete von einer Aktion, in der ein VW-Zug mit fertigen Autos angehalten und zur Straßenbahn umdekoriert wurde. Die Presse schrieb: “Die erste Straßenbahn verläßt das VW-Werk”. Straßenbahnen, Lastenräder und Elektrobusse könnten die Produkte der Zukunft für Volkswagen sein. Katja und Tobi haben eine Mission und unheimlich viel Power. Für mich war das sehr inspirierend. Auf geht’s!”
Alfred Hartung, Sprecher der attac Gruppe Wolfsburg und IG Metaller: “Die gute und aktive Beteiligung an der Veranstaltung “VW steht für Verkehrswende” zeigt, dass sich auch in Wolfsburg etwas bewegt. Und das sich die Kooperation und Zusammenarbeit verschiedener Initiativen auszahlt.”
Zum Heulen schön. Diese Kommentare machen so viel Hoffnung. Danke euch!