von Thorsten Donnermeier, IGM Vertrauensmann,
38 Jahre bei VW Kassel beschäftigt
Die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen denken nicht, dass Entlassungen drohen. Da öffentlich durch Herrn Blume bekundet wurde, dass der Abbau durch Altersteilzeit geregelt wird. Es scheint Fakt zu sein, dass es den Schwächsten, gemeint sind die Leiharbeiter, es mal wieder früher oder später ans Leder geht. Die Sorge die umgeht heißt Arbeitshetze, Arbeitshetze und kein frei mehr zu bekommen, weil die Altersteilzeitler nicht ersetzt werden. So soll anscheinend gespart werden und Arbeitsplätze vernichtet werden. Auf unserem RÜCKEN? Ich weiß nicht, wie es in Wob aussieht, aber bei uns in Kassel wird Mehrarbeit bis zum Abwinken gemacht. Einige Kollegen sind froh über Mehrarbeit, weil sie dadurch versuchen, die Inflation auszugleichen. Die Gesichter, in die man schaut, sehen völlig abgearbeitet aus. Besser wäre es, den Eigentümern ein Sparpaket zu verpassen und den Beschäftigten einen monatlichen Inflationsausgleich zu bezahlen. So bekommt man es hin, dass die Beschäftigten ihre Knochen nicht auch noch am Wochenende hinhalten müssen, um Kredite zu bedienen zu können. Ja, viele haben Kredite zu bedienen, weil sie an den Kapitalismus glauben. Spätestens jetzt sollten wir den Glauben daran verlieren. Grundsätzlich sollte in den Gewerkschaften diskutiert werden, was bei Ford in Saarlouis und in der Zulieferindustrie passiert. Da stehen unsere Arbeitskollegen mit leeren Händen da, obwohl in allen Regionen ein guter ÖPNV fehlt. Ich denke, wir bei Volkswagen haben noch die Möglichkeit unsere Werke, unsere Arbeitsplätze und unsere Zukunft als Menschen zu retten. Wir als Volkswagen Beschäftigte müssen über die Produktion von öffentlichen Verkehrsmittel sprechen. Die E-Mobilität ist beschäftigungspolitisch eine Scheinlösung, da viel weniger Arbeit dran hängt. Umweltpolitisch ist sie eine Katastrophe. Ich bin der Meinung: Wir die Beschäftigten von Volkswagen sollten nie vergessen, das sind auch unsere VW-Werke. Einige von uns haben die Nerven an der Arbeit gelassen. Ich kenne andere, die haben ihre Knochen an der Arbeit gelassen. Da hängt auch irgendwie unser Blut dran. Ich denke, die Zeit ist jetzt gekommen um für eine umweltfreundliche Mobilität zu arbeiten. Das wäre eine echte Beschäftigungssicherung, weit über 2029 hinaus. Vielleicht ist dann auch die Zeit gekommen um selbstbestimmt und würdig zu arbeiten.
Vielen Dank für den beeindruckenden Beitrag! Die Transformation der Automobilindustrie schreitet rasant voran und hat massive Strahlungseffekte auf unsere gesamte Gesellschaft. Es liegt in unserer aller Verantwortung die Interessen der Menschen UND die des Gemeinwohls ins Zentrum dieser Umstrukturierung zu stellen! Heißt: Die Rechte und die Gesundheit der Beschäftigten entlang der GESAMTEN Lieferketten, die Nachhaltigkeit der Wertschöpfungsprozesse und eine paritätisch-gerechte Verteilung der wirtschaftlichen Folgen der Transformation müssen sichergestellt werden!