Stellungnahme der BUND Kreisgruppe Gifhorn zum Artikel „A39 -Ausbau“ vom 7.2.2023
Die Industrie- und Handelskammer Wolfsburg-Lüneburg hat den Bau der A39 eingefordert, denn nach der von der IHK bezahlten Forsa-Umfrage wünscht eine Mehrheit in der Bevölkerung der Region die Autobahn. Es ist indiskutabel, Umfragen dieser Art als Argument anzuführen für einen so weitgehenden Eingriff in die Struktur eines Raumes, seiner Besiedlung und seiner Ökologie wie der Bau einer Autobahn ihn mit sich bringt. Die Politik muss Argumente beachten, die nicht nur die Logistikbranche oder andere Wirtschaftsinteressen betreffen. Es geht um unsere Gesamtsituation. Schon als 2003 mit den Planungen für die A39 begonnen wurde, kritisierten namhafte Wissenschaftler aus dem Bereich Wirtschaft und Verkehr, die Professoren Pez (Lüneburg) und Gather (Erfurt), dieses Projekt als unsinnig, weil durch Autobahnneubau in unserem verkehrsmäßig völlig erschlossenen Land keine neuen Industriesiedlungen oder andere nachhaltige Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen können. Aktuell hat jetzt Professor Knie (Berlin) mit seinem Projekt „Digitale Verkehrsforschung“ nachgewiesen, dass die Verkehrszahlen im Personenverkehr rückläufig sind und auf nicht mehr aktuellen Annahmen beruhen.
Seit 2003 verändert der Klimawandel unsere Lebenssituation grundlegend und verbietet den Bau neuer Autobahnen. Nicht nur die Tatsache, dass mehr Straßen zu mehr Verkehr führen, sondern auch die Rohstoffe, die nötig sind und die Bautätigkeit selbst schädigen die Umwelt durch Emissionen. Unser Grundwasser ist in den vergangenen Dürrejahren zu einer immer schützenswerteren Ressource geworden. Durch den Bau der A39 werden Feuchtgebiete zerstört, im Fall des Abschnitts von Tappenbeck bis Ehra das Vogelmoor. Wenn ein Moor trocken fällt, wird CO2 freigesetzt. Durch den Bau der Tank-und Rastanlage zwischen Tappenbeck und Jembke droht die Gefahr, dass der große unterirdische Wasserspeicher im Ise-links-Lockergestein durch die Sandentnahme in Mitleidenschaft gezogen wird. Viele weitere Feuchtgebiete entlang der Trasse werden zerstört und damit Artenvielfalt und natürliche Ressourcen, auf die die kommenden Generationen angewiesen sind.
Es ergibt sich aus diesen Verhältnissen, dass immer mehr junge Menschen die Politik zwingen wollen, endlich die längst überfällige Verkehrswende zu realisieren. Sie wollen nicht mehr warten, denn seit Jahrzehnten warnen die Umweltverbände vor den Folgen der CO2 Belastung, untermauert von den Erkenntnissen der Wissenschaft. Interessant an der Berichterstattung zum Thema Autobahnen ist die Formulierung: Nach dem Bau von neuen Autobahnen wie der A39 und der A20 muss es heißen: Deckel drauf, ab jetzt wird nur noch saniert. Das klingt so wie: Nur noch eine Zigarette, dann höre ich auf zu rauchen. Ist unsere Gesellschaft süchtig nach Autobahnen? Wir können uns einfach keine mehr leisten!
Eva Gresky
BUND Kreisgruppe Gifhorn