Leserbrief zu „IG Metall im Visier der Wolfsburger Aktivisten“ vom 10. August

Wenig überraschend hält man im Gewerkschaftshaus auch nichts von einer Konversion der Produktion in Richtung massentauglicher öffentlicher Verkehrsmittel“, so der Artikel zur Haltung der Wolfsburger IG Metall. Dabei sind alle ernstzunehmenden Verkehrsforscher der Ansicht, dass nur der Umbau der Automobilkonzerne zu Mobilitätsanbietern die Zukunft der Arbeitsplätze sichern kann. Und der muss auch die stärkere Förderung des öffentlichen Verkehrs bedeuten. Nur auf den ungebremsten Ausbau des Individualverkehrs zu setzen, ist nicht zukunftstauglich. Darauf weisen meiner Meinung nach zu Recht die Verkehrswendeaktivist*innen im ganzen Land hin. Im Interesse der Autokonzerne ist das nicht. Der Bau großer SUV, gleich ob Verbrenner oder E-PKW, ist profitabler. Der auch in Wolfsburg bekannte Soziologe Prof. Dörre hat dagegen auch im Verkehrssektor eine „Nachhaltigkeitsrevolution“ gefordert. Um diese gegen die Autokonzerne durchzusetzen, hat er einen „ecolocical turn“ der IG Metall und einen „social turn“ der Umweltbewegung vorgeschlagen. Aus den zugänglichen Forderungen der „Wolfsburger Aktivisten“, z.B. nach einer „Machbarkeitsstudie für die Umrüstung des Stammwerkes auf die Produktion von öffentlichen Verkehrsmitteln“ und „nachhaltige Beschäftigungssicherung in und um Wolfsburg“ spricht zumindest das Bemühen um einen „social turn“. Bei aller Würdigung der sozialen Erfolge der Wolfsburger IG Metall scheint mir ihrerseits das Bemühen um einen „ecolocical turn“ sehr im Nachklapp. Sicher muss man nicht alle Aktivitäten der Verkehrswendeaktivist*innen gutheißen. Bei der Beurteilung plädiere ich dennoch für einen kühlen Kopf und Diskussionsbereitschaft. Oder verlangt man, dass sich alle jungen Menschen nur in den karrieregeilen Bahnen des CDU/SPD/Grünen-Nachwuchses bewegen?

Alfred Hartung, Wolfsburg

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