Am Vortag der VW-Hauptversammlung in Wolfsburg stehen Thorsten Donnermeier und Lotte Herzberg gemeinsam vor dem Gewerkschaftshaus der IG Metall in Wolfsburg. Zwischen ihnen ist ein Transparent gespannt mit der Aufschrift “Überführung von Schlüsselindustrien und anderen markt- und wirtschaftsbeherrschenden Unternehmungen in Gemeineigentum.”. Die Satzung der IG Metall steht nicht zwischen dem VW-Arbeiter und der Aktivistin, sonder hält sie zusammen. Denn beide sagen ganz klar: Für die Konversion braucht es die Vergesellschaftung.
Thorsten Donnermeier, 40 Jahre IG Metall-Mitglied und VW-Arbeiter aus Kassel-Baunatal, Vertrauensmann sagt dazu in einem Statement passend:
“Ich möchte die Gelegenheit nutzen mit Blick auf die Hauptversammlung, um an unsere gemeinsamen Ziele zu erinnern. Wir haben gemeinsame Ziele. Ich zitiere die IGM Satzung §2 Abs. 4: “Überführung von Schlüsselindustrien und anderen markt- und wirtschaftsbeherrschenden Unternehmungen in Gemeineigentum.”. Unsere starke Satzung wurde geschrieben mit der Erfahrung nach dem Krieg. Durch Eigentum dürfen Menschen nicht zu Grunde gerichtet werden. Deshalb finden sich Themen wie Vergesellschaftung auch im Grundgesetz (§14 und 15) wieder. Auch das Feiern wir mit dem 75 jährigen Bestehens des Grundgesetzes.
Schlechte Luft zum Atmen in den Städten, Verkehrstote und vor allem Umweltzerstörung in einem nie dagewesenen Ausmaß durch die Produktion von Autos. Nutzen tut das alleine den Profiten von Kapitaleignern. Wir können Mobilität bauen, die allen dient und keinem schadet. Die ehemalige GKN-Fabrik in der Nähe von Florenz ist der Beweis dafür: Eine Umstellung der Produktion ist möglich und nötig. Unsere IG Metall-Satzung ist für heute, im Hier und Jetzt gemacht. Deshalb an dieser Stelle an alle IG Metall-Vertreter im VW-Aufsichtsrat: Wir dürfen unsere Ziele nicht aus den Augen verlieren. Wir Gewerkschaftsmitglieder und Umweltbewegung kämpfen jetzt gemeinsam für ein gutes Leben für Alle. Wir hören damit nicht mehr auf. Vergesellschaftung und Gemeineigentum. Unser Leben und Überleben ist wichtiger als Profite für Wenige.”
Daran schließt Lotte Herzberg, Aktivistin aus der Verkehrswendestadt Wolfsburg, an und unterstreicht:
“Wir können uns den Wolfgang Porsche einfach nicht mehr leisten. Als reichster Österreicher und Haupteigentümer von VW betont er immer wieder, dass man sich das Soziale leisten können muss, wie beispielsweise am Rande der IAA in München am 05. September 2023 in einem Spiegel-Interview: “Wir müssen Leistung stärken und Kosten in den Griff bekommen, um wettbewerbsfähig zu sein. Es sind auch Einsparungen nötig, es muss über alles nachgedacht werden. […] Volkswagen ist sehr am Sozialen und dem Wohl der Mitarbeiter orientiert. Das soll auch so bleiben — aber das Soziale kann man sich nur leisten, wenn auch das unternehmerische Ergebnis stimmt.” Mittlerweile ist aber klar: Wir können uns Wolfgang Porsche nicht mehr leisten. Das wird er auch selbst so sehen, wie auf volkswagen-umbauen.de nachzulesen ist: “Als Enkel des Kriegsverbrechers Ferdinand Porsche sind mir Ausbeutungsstrukturen durchaus bekannt. Deswegen sollte gerade bei VW damit endlich Schluss sein, auch mit dem Leben auf Kosten Anderer für einige Wenige wie mich. VW steht ab sofort für Vergesellschaftung wagen.” Mit Druck von der Straße, Arbeiter*innen und Aktivist*innen Hand in Hand, wie auch beim Beispiel der Fabrik in der Nähe von Florenz, werden wir die Verhältnisse gemeinsam ändern können.”
Das ist der Auftakt des Finales der Wolfsburger Festspiele. Seien wir gespannt, was noch so passieren mag.