Breites Aktionsbündnis protestiert gegen Porsche-Aktionärsversammlung in Stuttgart

Erstmalig wurde am Mittwoch Vormittag, den 28. Juni 2023, die Aktionärs-Hauptversammlung der Porsche AG in Stuttgart durch Aktivist*innen verschiedener Gruppen innerhalb und außerhalb der Porsche-Arena kreativ begleitet. Das Bündnis verschiedener Gruppierungen setzte mit ihren Aktionen ein Zeichen gegen die unzeitgemäße Produktion von Luxus-Fahrzeugen, sowie die globale Ausbeutung und Zerstörung, die der Konzern im Namen der Dividende seiner Aktionär*innen weiter vorantreibt. Außerdem kritisierten die Aktivist*innen die fehlende öffentliche Auseinandersetzung mit der Biografie des Firmengründers Ferdinand Porsche als zentraler Akteur und begeisterter Anhänger des Nationalsozialismus. “75 Jahre Porsche sind 75 Jahre zuviel”, ist auf einem Flyer zu lesen, der vor dem Eingang verteilt wird.

Ab 9 Uhr hielten gut ein Dutzend Personen eine angemeldete Kundgebung vor der Porsche-Arena ab. Daneben blockierten mehrere Aktivist*innen mit Sitzblockaden (und einer Kletteraktion) die Zufahrten zur Hauptversammlung. Das Motto der Blockade entsprach dabei den Forderungen der Aktivist*innen an den Konzern: „Porsche baut ab sofort keine Luxus-E-Autos mehr als Scheinlösung, sondern beteiligt sich konkret an der Verkehrswende. Ab sofort wird er ein solidarischer Mobilitätskonzern und kein ausbeuterischer Autokonzern. Die Anfahrt zur Hauptversammlung ist einzig allein mit dem ÖPNV, Fahrrad und zu Fuß zu erreichen“. 

Auch auf der Hauptversammlung selbst protestierten Aktivist*innen mit Transparenten, Klebeaktionen, Konfetti, blutverschmierten Geldscheinen und Farbbomben gegen den Konzern. Eine Aktivistin klebt sich an Porsche, beschmiert diesen mit blutähnlicher Farbe und zeigt ihre nackte Brust.

 Mit Forderungen wie “Nazi-Erbe enteignen” und “75 Jahre Geschichtsvergessenheit” wollten sie sowohl bei den anwesenden Aktionär*innen, als auch der Konzernspitze auf das fatale Ausbleiben einer Aufarbeitung der Konzerngeschichte hinweisen. “Die Glorifizierung Porsches bis heute ist ein Zeichen eklatanter Geschichtsvergessenheit und so nicht mehr tragbar. Die Familie Porsche-Piech muss als das benannt werden, was sie ist: Kriegsverbrecher-Erben und bis heute Profiteure dieser historischen Verbrechen”, teilte eine der Teilnehmenden mit.

Der Firmengründer und Großvater Wolfgang Porsches, Ferdinand Porsche, arbeitete in den Dreißiger und Vierziger Jahren eng mit Adolf Hitler persönlich zusammen und trieb als zentraler Kopf die NS-Rüstungsindustrie voran. Er selbst beantragte bereits 1941 bei Hitler Zwangsarbeiter für seine Auto- und Kriegswaffenproduktion, und verantwortete den Einsatz von über 20.000 KZ-Häftlingen in den VW-Werken in Wolfsburg und dem Porsche-Sitz in Stuttgart-Zuffenhausen.

Kurz vor Kriegsende brachte Ferdinand Porsche das Firmenkapital nach Österreich. Seit dem Börsengang Porsches im vergangenen Jahr ist die Familie Porsche-Piech die reichste Familie Österreichs mit mehr Vermögen als die ärmere Bevölkerungshälfte. “Das ist zum Schreien ungerecht und nicht hin hinnehmbar”, kommentiert eine Aktivistin.

Bereits im Mai hatten Aktivist*innen die Aktionärsversammlung Volkswagens in Berlin durch zahlreiche Protestaktionen begleitet, und so einen reibungslosen Ablauf unterbrochen. Damals war der Hauptanteilseigner und Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Porsche anlässlich seines 80. Geburtstags Ziel eines Tortenwurfs geworden.

Seit knapp einem Jahr führen Aktivist*innen in Wolfsburg, dem Stammsitz Volkswagens, eine Kampagne zur umfassenden Transformation des Gesamtkonzerns. Unter dem Motto “VW steht für Verkehrswende” ist das erklärte Ziel dabei neben der Umstellung der Produktion auf die zukunftsfähigen Mobilitätsformen Bus und Straßenbahn auch die Vergesellschaftung des Unternehmens.

Konkret bedeutet das laut Aktivist*innen: “Gute Arbeitsbedingungen, statt Renditenwachstum! Kostenlosen ÖPNV für Alle statt Autos!

Dafür können wir uns Aktionär:innen, wie die Familie Porsche-Piech, nicht mehr leisten!

Wir müssen die soziale und ökologische Frage zusammen behandeln. Dafür braucht es Arbeiter*innen und Aktivist*innen, die gemeinsam für das Gute Leben für Alle kämpfen”.

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