Stellenabbau bei VW?

Milliarden-Sparprogramm bei VW geplant: Das will der Autobauer

Wolfsburger Nachrichten vom 17.5.23

„Wir müssen aber auch in Krisenzeiten und in einer auf Dauer volatilen Welt gute, wettbewerbsfähige Renditen schaffen“, damit begründet Markenchef Thomas Schäfer Milliarden-Sparprogramm bei VW. Der Satz hat es in sich. Es lohnt sich, ihn genauer zu untersuchen.

Er unterstellt

1. Renditen müssen wettbewerbsfähig sein. Warum? Für wen lohnt sich das? Ist das ein Ziel für lohnabhängig Beschäftigte?

Die ausgeschütteten Gewinne von 4,5 Milliarden Euro fließen zum großen Teil an den Porsche-Piëch-Clan als Hauptaktionär (ca.1,3 Milliarden €) und den Terrorstaat Katar (ca. 260 Mio. €).
Das Geschäft lief glänzend, der Umsatz stieg auf 279 Milliarden Euro, die Aktionäre haben für die gut 500 Millionen Aktien eine Dividendenerhöhung auf 8,70 beschlossen. Der Nettogewinn lag bei ca. 15 Milliarden Euro, die Gewinnrücklagen stiegen auf 137 Milliarden Euro.

Die Beschäftigungsbilanz bei der VW AG hingegen ist negativ: Minus 1.000 Arbeitsplätze, hauptsächlich in der Produktion im Werk Wolfsburg.

Welche Ideologie liegt dem zugrunde?
Die Gewinne resultieren aus der Arbeit hunderttausender Menschen aller Standorte von Volkswagen. Wo kommen diese Menschen vor in der Berechnung von Erhöhungen und Gewinnen? Für sie gibt es statt Erhöhungen ein „Milliarden-Sparprogramm“.

„Im Programm gehe es dabei explizit nicht um einen Stellenabbau, berichtete das Blatt aus Unternehmenskreisen. Vielmehr solle auch Altersteilzeit zum Einsatz kommen und Stellen nicht nachbesetzt werden.“

Wenn Stellen nicht nachbesetzt werden, existieren sie nicht mehr. Das dürfen wir durchaus Stellenabbau nennen. Was das „auch“ bedeutet, bleibt ungewiss. Auch an dieser Stelle durchkreuzt die Strategie der Profitmaximierung vernünftiges Handeln für das Gemeinwohl, für die Interessen der Vielen. Die Produktionskapazitäten der Autoindustrie sind fast um das zwanzigfache größer als die des Eisenbahnsektors. Wir brauchen sie für eine Verkehrswende. Mit den verbliebenen Beschäftigten von Alstom und Siemens Mobility kann kein schneller Umbau zu einem ökologischen Verkehrssystem erreicht werden. Allerdings könnte ein großer Teil der heutigen Autoindustrie auf die Schienenfahrzeugproduktion umgestellt werden. Statt großer SUVs und spritfressender Verbrenner könnten dann bei VW, BMW, Ford und ihren Zulieferern Komponenten für öffentliche Verkehrsmittel wie Eisenbahnen, Straßenbahnen oder auch Busse, produziert werden.

2. Wir leben in einer auf Dauer volatilen Welt.

Dass wir uns in einer instabilen Lage befinden, mag wohl niemand bestreiten. Deshalb sollten wir uns keine Sorgen machen um Renditen für Milliardäre, sondern um unsere Lebensgrundlagen. Gerade erlebt Italien eine handfeste Katastrophe. Nach einer extremen Dürrephase sorgen extreme Regenfälle für extreme Überschwemmungen. Die Klimakatastrophe ist da. Sie erfordert Maßnahmen im Hier und Jetzt. Deshalb muss Schluss sein mit der Autoproduktion. Der Individualverkehr verbraucht extrem viele Ressourcen in der Produktion und im Betrieb. Die Antwort auf diese Herausforderung heißt, alles für den Ausbau der öffentlichen Verkehre einzusetzen. Auch die Produktionskapazitäten von VW.

Herr Schäfer, die Verkehrswendebewegung hat eine Menge besserer Ideen als Sie. Verlassen Sie mal Ihre Milliardärskreise. Das hilft neue Perspektiven zu gewinnen, statt eine „auf Dauer volatile Welt“ an den Horizont zu malen.

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