Furioses Finale: Der Wahnsinn hat einen Namen, Bugatti Mistral

Während der Bahn die nötigen Wagen für den Personentransport fehlen und sich Tausende in überfüllte Abteile quetschen, leisten wir uns den Luxus des Bugatti Mistral Hyper-Roadster für sage und schreibe 99 Menschen.

„16-Zylinder-Motor mit acht Litern Hubraum leistet 1600 PS und beschleunigt den Hyper-Roadster auf bis zu 420 km/h. Laut Bugatti Rimac werden vom W16 Mistral nur 99 Exemplare zu einem Preis von 5 Millionen Euro netto gebaut, die Auslieferung beginnt 2024. Alle Fahrzeuge seien bereits verkauft.“

WAZ Montag, 29. August 2022

Guck mal was ich kann!

Dieses Verhalten ist für Kinder angemessen. Jedes will auf dem Bobbycar am schnellsten sein. Sind aber die 3jährigen Gehirne in einem erwachsenen Körper angekommen und mit Macht und Geld ausgestattet, wird es gefährlich. Dann wollen sie mit 400 Sachen über unsere Straßen heizen. Wertvolle Ressourcen werden vergeudet, um den Wahnsinn einer einer winzigen Oberklasse zu ermöglichen. Dies beansprucht Produktionsstätten und Material sowie die Leistung von Menschen, die konstruieren und bauen. Das alles für unnötige, schädliche Produkte!

„Selbstverständlich können die 99 Kunden ihrer Fantasie bei der Gestaltung freien Lauf lassen; Bugatti bietet ihnen jetzt sogar noch mehr Optionen. Neu ist von Hand gewebtes Leder und ein Gangwahlhebel, der teilweise aus Bernstein besteht. Auf Wunsch können kleine Skulpturen wie der Bugatti-Elefant oder private Besitztümer wie der Ehering in das Bernstein eingelassen werden, um den Mistral weiter zu personalisieren.“

autobild.de

Während die Erde brennt

„Die Reichen rauben den Armen ihre ökologischen Lebensgrundlagen … Das reichste Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger erzeugt etwa 10 Mal so viele CO²-Emissionen wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung und mehr als 20 Mal so viele wie die ärmsten 5 Prozent.“

JACOBIN – Ihr Planet und unserer

Während die Gesellschaft auseinanderbricht

Der Reichtum der Wenigen und die Armut der Vielen ist zugleich die größte Gefahr für die Demokratie.

„Seit geraumer Zeit ist das Problem wachsender Ungleichheit das Kardinalproblem unserer Gesellschaft, wenn nicht der gesamten Menschheit. Während daraus im globalen Maßstab ökonomische Krisen, Kriege und Bürgerkriege resultieren, die wiederum größere Migrationsbewegungen nach sich ziehen, sind in Deutschland der soziale Zusammenhalt und die repräsentative Demokratie bedroht.“

Christoph Butterwegge, Die zerrissene Republik

Die große Umverteilung von unten nach oben

Am 9. September 1982 brachte der Bundeswirtschaftsministers Otto Graf Lambsdorff das „Konzept für eine Politik zur Überwindung der Wachstumsschwäche und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit“ im Bundestag ein. Zu den erklärten Zielen des Memorandums gehörten eine spürbare Erhöhung der Kapitalerträge und eine „relative Verbilligung des Faktors Arbeit“ durch Senkung der Sozialleistungsquote. Der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt erkannte Lambsdorffs Denkschrift als eine Abwendung vom demokratischen Sozialstaat hin zur Ellenbogengesellschaft. Schmidt wurde drei Wochen später durch ein „konstruktives Misstrauensvotum“ gestürzt und Helmut Kohl zum Bundeskanzler einer CDU/CSU/FDP-Koalition gewählt.

Die Umverteilung von unten nach oben hat Tradition und wird in gewohnter Weise vom jetzigen Finanzminister Lindner weiter geführt. Tatkräftige Unterstützung bekommt er von der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM), einer von den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie mit 100 Mio. EUR finanzierten Lobbyeinrichtung, die auch schon der rot-grünen Hartz-Reformagenda ideologisch den Weg bereitet hat.

Nach Christoph Butterwegge, Ein neoliberales Drehbuch für den Sozialabbau, Das sog. Lamsdorff-Papier leitete die „Wende“ ein.

In welcher Gesellschaft wollen wir leben

Der neoliberale Umbau ist sehr weit fortgeschritten. Die unmittelbaren Folgen erleben immer mehr Menschen hautnah aufgrund der rasant steigenden Lebenshaltungskosten. Trotzdem leisten wir uns 99 Leute, die 5 Millionen für ein Auto ausgeben. Der Bugatti Mistral ist Ausdruck des Elitebewusstseins in einer unsolidarischen Gesellschaft. Hören wir also auf, vor den Reichen in Ehrfurcht zu erstarren und unsere Straßen nach ihnen zu benennen, siehe Porschestraße in Wolfsburg. Schauen wir hin – so wie Stephan Krull es in seinem Buch “Volksburg/Wolfswagen – 75 Jahre „Stadt des KdF-Wagen“ – Wolfsburg” machte – wie der Reichtum entstanden ist, wer ihn geschaffen hat und machen uns Gedanken, wie er besser zu verteilen wäre. Machen wir den Oben-unten-Gegensatz zum Thema. Statt die soziale mit der nationalen Frage zu verbinden, wie es fast alle Rechtsfanatiker bzw. -populisten tun, muss die demokratische mit der sozialen Frage verknüpft werden.

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